Episode #38: Daan Heerma van Voss („Heute kein Abschied“)
Shownotes
In seiner Amsterdamer Wohnung traf unsere Moderatorin Bettina Baltschev den niederländischen Autor Daan Heerma van Voss zum Kopje koffie-Gespräch. Dieser outed sich gleich zu Beginn als passionierter Kaffeetrinker, der in seiner Küche „als eine Art Kaffee-Kunstwerk“ an die fünfzig Packungen italienischer Espressosorten präsentiert. „Kaffee ist ein wichtiger Teil meines Morgens, ich habe da eine richtige Routine,“ gesteht er. „Und ich muss erst eine Stunde wach sein, bevor ich Kaffee trinken darf.“
Auch in seinem neuen Roman Heute kein Abschied (Diogenes) wird nicht wenig Kaffee getrunken. Erzählt wird eine Familiengeschichte rund um den plötzlichen Tod des Filmemachers Oskar am Flughafen von Schiphol, ein Ereignis, das das Leben seiner drei erwachsenen Kinder Cat, Moor und Tessel auf den Kopf stellt. Diese gehen inzwischen eigene Wege und hatten nur noch wenig Kontakt zu ihrem Vater. Nun gilt es auf einmal, den Nachlass in ihrem einstigen Zuhause zu ordnen, eine Trauerfeier zu organisieren, Abschied zu nehmen und sich nicht nur mit den eigenen Gefühlen, sondern auch mit dem Leben von Oskar auseinanderzusetzen. Dabei werden die Rollen der Geschwister neu verteilt, so dass die Jüngste, Cat, zur Nachlassverwalterin bestimmt wird, die sonst so verantwortungsbewusste Älteste Tessel an den neuen Aufgaben zu verzweifeln droht und Sohn Moor, der eigentlich eine konfliktreiche Beziehung zu seinem Vater hatte, eine überraschende Trauerrede hält. Gemeinsam mit ihrer Mutter Elise, die schon lange geschieden ist und mit ihrem Jugendfreund Cas zusammenlebt, entdecken sie ihren Vater neu, finden in seinen Aufzeichnungen Geheimnisse und beginnen, seine Person und Vergangenes in einem anderen Licht zu sehen.
Für den Autor entstand das Buch aus einem Gedankenexperiment heraus: „Wie wäre es, wenn mein Vater sterben würde? Und darüber hinaus auch: Was passiert, wenn ein Vater stirbt?“ Jetzt, wo er tatsächlich tot ist, stellt er fest: „Manchmal sind wir so sehr mit unseren eigenen Wunden und den Fehlern unserer Eltern beschäftigt, dass wir die Wahrheit oder Schönheit in diesen Fehlern und in dieser Wunde nicht erkennen, die uns doch so geformt haben, wie wir sind. Mein Vater war ein schwieriger Mann, ein schwieriger Vater, aber ohne ihn hätte ich die schönsten Dinge in meinem Leben nicht.“
Daan Heerma van Voss, geboren 1986 in Amsterdam, ist Autor, Journalist und Historiker. Er begann bereits im Alter von 22 Jahren mit dem Schreiben. „Alles kam zusammen, all die Dinge, die mir im täglichen Leben im Weg standen. Dass ich zu viel nachdenke, dass ich versuche, Menschen zu deuten, wodurch ich manchmal für andere nicht immer anwesend bin. Das erwies sich beim Schreiben als Vorteil“, berichtet er in dem Gespräch. Heute schreibt er regelmäßig für De Volkskrant und hat eine wöchentliche Kolumne im NRC Handelsblad. Seine journalistischen Texte wurden mit dem renommierten De-Tegel-Preis ausgezeichnet und seine Romane in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast
von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.
Episode #38
mit Daan Heerma van Voss, Bettina Baltschev (Moderation und Übersetzung) und Ole Steffen (Textlesung). Die Übersetzungen wurden von Jan Jaroszek eingesprochen.
Produktion
ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Stiftung für Literatur, Amsterdam © 2025
Werk & Autor Daan Heerma van Voss: Heute kein Abschied. Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens. Diogenes. 496 Seiten. 26,00 €. ISBN: 978-3-257-07325-6. ET: 21.05.2025.
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