Episode #16: Lisa Weeda („Aleksandra“)

Shownotes

Kopje koffie – bei einer Tasse Kaffee kommen die Journalistinnen Katharina Borchardt und Bettina Baltschev mit Autor:innen aus den Niederlanden und Flandern ins Gespräch und stellen frische Neuerscheinungen aus unseren Nachbarländern vor. Dabei sind auch Auszüge in Originalsprache und viel Persönliches von ihren Gästen zu hören. Der deutsche Bücherpodcast macht Lust und Laune auf eine Entdeckungsreise durch die aktuelle niederländischsprachige Literaturszene und ist ideale Einstimmung auf 2024, wenn die Leipziger Buchmesse die Niederlande und Flandern als Gastland präsentiert.

Im 10. Stock der Niederländischen Botschaft mit Blick über Berlin wurde die Folge mit Lisa Weeda zu ihrem Debütroman Aleksandra (Kanon) aufgenommen. Die 94-jährige ukrainische Großmutter der Autorin gab dem Buch seinen Titel. Lisa Weeda ist Niederländerin mit Verwandtschaft in der Ukraine, teils in Odessa, teils in der Region Lugansk, im heute von Russland besetzten Gebiet. In ihrem Buch erzählt sie die Geschichte ihrer Familie in verschiedenen Zeitebenen, die kunstvoll miteinander verwoben sind. Genau wie das Sticktuch, das die Protagonistin Lisa ihrem Onkel Kolja in der Heimat bringen will und das wie ein roter Faden durch die Erzählung führt. Nicht nur von dem seit 2015 verschollenen Onkel und dem Krieg im Donbass ist die Rede, sondern auch von der Großmutter, ihrer Deportation nach Deutschland 1942 und der Vertreibung der Bauern im Rahmen der Kollektivierung unter den Sowjets. Mit ihrer Familiengeschichte entfaltet die Autorin ein Panorama, das für die Historie eines ganzen Landes steht, einer Region, die nie zur Ruhe kommt.

„Ich denke, das Buch ist ein Monument für meine Familie“, stellt Lisa Weeda im Gespräch mit Katharina Borchardt fest. Ihr zweiter Beruf als Virtual Reality-Regisseurin sei ihr bei der Ausarbeitung der Handlung sehr behilflich gewesen. So wird die Leserschaft in ein surreales Zwischenreich, dem „Palast der verlorenen Donkosaken“, entführt, wo Lisa im Jahr 2018 ihren 1953 verstorbenen Urgroßvater Nikolaj begegnet und viel über ihre Vorfahren erfährt. Stolze weiße Hirsche mit einem goldenen Pfeil im Rücken, das Emblem der Donkosaken, spielen ebenfalls eine aktive Rolle und verweisen auf die familiären Wurzeln. Das Buch erschien 2021, ein Jahr vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, in den Niederlanden und gewann dort bedeutende Auszeichnungen. Heute ist es aktueller denn je, und sie fühle sich, was ihr Nationalgefühl angehe, seit geraumer Zeit mehr „gelb und blau“ als „oranje“, gesteht die Autorin.

Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast

von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.

Episode #16 mit

Lisa Weeda und Katharina Borchardt (Moderation) sowie Nele Solf (Lesung).

Produktion

ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2023

Presseinformationen

ARTEFAKT Kulturkonzepte: Literatur aus den Niederlanden & Flandern

Werk & Autorin

Lisa Weeda: Aleksandra. Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Kanon Verlag Berlin. 288 Seiten. 25,00 €. ISBN 978-3-98568-058-0. Erscheinungstermin: 24.02.2023.

Informationen des Kanon Verlags zu Lisa Weeda

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